Neue Fenster gegen Lärm – auf was achten?

Neue Fenster können einen erheblichen Beitrag zu einem besseren Schallschutz leisten. Foto: © Angelov / stock adobe

Lärm kann viele negative Folgen für unsere Gesundheit haben. Dazu gehören laut dem Bayerischen Landesamt für Umwelt:

  • Stress und Nervosität, die als Risikofaktoren zu einer Herz-Kreislauf-Erkrankung führen können.
  • Störung der Schlafqualität,
  • Ärger, Ohnmachtsgefühl und schlechte Laune,
  • Reduzierung der Lebensqualität
  • Erhöhung des Medikamentenkonsums,
  • zunehmende Fehleranfälligkeit auch bei der Erledigung einfacher Aufgaben,
  • abnehmende Lernfähigkeit und
  • zunehmende Anfälligkeit für Depressionen.

Eine der häufigsten Ursachen für zu viel Lärm in den eigenen vier Wänden sind alte und nicht ausreichend gegen Lärm gedämmte Fenster. Wie wichtig es ist, schon beim Bau oder bei einer Sanierung auf eine ausreichende Lärmschutzdämmung zu achten, zeigen die Programme und Leitfäden, die in einzelnen Bundesländern zu diesem Thema veröffentlicht wurden.

Grundsätzlich sind Fenster die größte Schwachstelle in der Lärmdämmung eines Hauses. So ist beispielsweise die Schalldämmung von alten Fenstern bis zu 1.000-mal geringer als die Lärmdämmung einer guten Außenwand.

Wie viel Lärm also in das Innere Ihrer Wohnung oder Ihres Hauses gelangt, ist maßgeblich von der Qualität Ihrer Fenster abhängig. In vielen Fällen bedeutet dies, dass neue Fenster direkt zu einer erheblichen Verbesserung Ihrer Wohn- und Lebensqualität führen können.

Gut zu wissen

Wenn Sie einen Immobilienmakler mit der Suche nach einer Mietwohnung oder einer Kaufimmobilie beauftragen, sollten Sie ihm am besten direkt mitteilen, wie gut die Schalldämmung der Fenster sein sollte.

Neue Fenster gegen Straßenlärm – auf was achten?

Neue Fenster sind also – gerade bei älteren Bauten – erste Wahl, wenn es darum geht, den Straßenlärm im Inneren Ihrer Immobilie zu reduzieren. Bei der Auswahl der richtigen Fenster gilt es allerdings, einige Punkte zu beachten.

Schallschutzklassen und ihre Bedeutung

Bei Fenstern unterscheidet man sechs Schallschutzklassen. Welche dieser Klassen für Sie die richtige ist, ist vor allem von den äußeren Lärmeinflüssen abhängig. Für eine leicht befahrene Wohnstraße beispielsweise reichen Fenster der Schallschutzklasse 2. Diese halten 30 – 34 dB ab.

Je nach Lärmbelastung von außen steigt dann die benötigte Schallschutzklasse. Die maximale Lärmreduzierung erreichen Sie mit einem Fenster der Schallschutzklasse 6. Solche Fenster bringen eine Lärmreduzierung von bis zu 50 dB und werden genutzt, um beispielsweise Fluglärm in der Nähe von Flughäfen zu dämmen.

Aber Vorsicht!

Eine zu hohe Schallschutzklasse kann auch negative Auswirkungen haben. So können bei einer zu starken Isolierung raumklimatische Nachteile auftreten, oder die Auswirkungen falschen Lüftens können noch verstärkt werden. Außerdem entstehen unnötig hohe Kosten. Wenn es in der Wohnung zu still wird, kann ein Gefühl der Isolation entstehen, das wiederum zu psychischen Problemen führen kann.

Mehrscheiben-Isolierglas vs. spezielle Schallschutzverglasung

Gerade in einer ruhigen Wohngegend ist ein Fenster mit einer teuren Schallschutzverglasung nicht unbedingt notwendig. Hier reicht oft auch ein Fenster mit einer Mehrfachverglasung. Bei der Mehrfachverglasung geht es in erster Linie um Wärmedämmung – sie wirkt sich aber auch positiv auf die Schalldämmung von Fenstern aus.

Hierbei werden mehrere Scheiben mit einem kleinen Zwischenraum hintereinander gesetzt. In den Zwischenraum wird eine Edelgasfüllung eingespeist. Dann werden diese verschlossen. Dadurch verringert sich sowohl die Wärme- als auch Schallleitfähigkeit des Fensters.

Über eine Schallschutzverglasung sollten Sie auf jeden Fall nachdenken, wenn Sie an einer Hauptverkehrsstraße wohnen oder die Straße vor Ihrem Haus zu einer Hauptverkehrsstraße umgebaut wurde.

Rahmenmaterial und Schalldämmung

Das Umweltbundesamt gibt an, dass die Auswahl des Rahmenmaterials keinen großen Einfluss auf die Schalldämmung eines Fensters hat. Damit hat die Wahl des richtigen Rahmenmaterials eher optische Auswirkungen. Für die Schaffung eines nostalgischen Wohnambientes sind beispielsweise andere Fensterrahmen geeignet als für die Einrichtung eines modernen Lofts.

Einbau und fachgerechte Montage

Für die Schall- wie für die Wärmedämmung ist der fachgerechte Einbau Ihrer Fenster besonders wichtig. Denn das beste Schallschutzfenster wird Sie nicht vor Lärm bewahren können, wenn es nicht fachmännisch eingebaut und abgedichtet wurde. Daher sollten Sie sich den Fachmann an der Stelle nur dann sparen, wenn Sie diese Arbeit wirklich in gleicher Qualität selbst erledigen können.

Zusätzliche Maßnahmen zur Lärmreduktion (z. B. Rollläden, Dichtungen)

Neben dem Einbau von Schallschutzfenstern gibt es noch einige weitere geeignete Maßnahmen, um den Lärm von draußen in den eigenen vier Wänden zu reduzieren. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Außenrollläden (wirken allerdings nur, wenn sie geschlossen sind – am Tag also nur sehr bedingt)
  • Regelmäßiger Austausch der Dichtungen am Fenster
  • Sorgen Sie bei Rollläden für eine ausreichende Schalldämmung des Rollladenkastens
  • Schalldämmende Vorhänge können einen Teil des Lärms, der durch das Fenster dringt, im Raum „verschlucken“.

Kombination von Schallschutz und Wärmedämmung

Schallschutz und Wärmedämmung sind zwei unterschiedliche Themen – die Sie aber bei der Planung eines Neubaus oder einer Sanierung beide gleichermaßen beachten sollten. So verfügt ein Schallschutzfenster noch lange nicht automatisch über eine bestimmte Wärmedämmung oder andersherum. Wenn Sie beispielsweise ein Niedrigenergiehaus bauen möchten, sollten Sie sich bei der Planung sowohl im Bereich des Schallschutzes als auch im Bereich der Wärmedämmung von entsprechenden Fachleuten beraten lassen.

Bauen Sie hingegen ein neues Fenster in einer bestehenden Immobilie ein, ist es wichtig, auch die Wärmedämmung der restlichen Immobilie anzugleichen. Bei einem Altbau kann es zum Beispiel zu Schwierigkeiten mit dem Raumklima führen, wenn die Fenster zu stark isoliert sind. Aus diesem Grund raten viele Experten von der Nutzung von dreifach-verglasten Fenstern ab, falls die Fassade des Hauses nicht ebenfalls entsprechend energetisch saniert wurde.

Fördermöglichkeiten und gesetzliche Vorgaben

Eine Förderung allein zur Reduzierung von Lärm durch den Einbau neuer Fenster ist aktuell in den meisten Regionen und Bundesländern in Deutschland nicht vorgesehen. Möglicherweise gibt es entsprechende Förderprogramme in Ihrer Stadt oder Ihrem Landkreis. Dazu können Sie sich bei der für Sie zuständigen Baubehörde erkundigen.

Der Einbau neuer Fenster im Rahmen einer energetischen Sanierung wird allerdings sehr wohl gefördert. Hierzu gibt es Förderprogramme der Kfw und teilweise auch von anderen staatlichen Stellen. Wenn Sie also einen Austausch Ihrer Fenster zum Zweck der energetischen Verbesserung oder zum verbesserten Schutz gegen Einbruch geplant haben und bei der Auswahl der neuen Fenster auf entsprechende Modelle setzen, können Sie auch mit staatlichen Förderungen in Form von vergünstigten Krediten rechnen.

Kosten-Nutzen-Analyse: Wann lohnt sich der Austausch?

Neue Fenster sind – auch mit staatlicher Förderung – ein teures Vergnügen. Deshalb lohnt es sich, einen Moment innezuhalten und zu überlegen, ob neue Fenster für Sie wirklich sinnvoll sind.

Das ist zum Beispiel der Fall, wenn:

  • Der Lärm vor Ihrer Immobilie in den letzten Jahren zugenommen hat und Sie heute stört – zum Beispiel, weil aus einer einst nur wenig befahrenen Straße eine viel benutzte Straße geworden ist.
  • Die Fenster in Ihrem Haus vor 1970 verbaut wurden.
  • Sie noch Fenster mit einer Einfachverglasung oder einer Isolierglasscheibe haben.
  • Sie generell über eine neue Dämmung Ihres Gebäudes nachdenken.

Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass ein Austausch alter Fenster gegen neuere Modelle die Heizkosten um bis zu 15 Prozent reduzieren kann. Außerdem kann der Lärmpegel in Ihrer Wohnung – je nach gewähltem Fenster – erheblich reduziert werden. Für das menschliche Empfinden um bis zu 90 Prozent. Gerade, wenn Sie das Gefühl haben, dass zu viel Lärm von außerhalb Ihrer Wohnung Sie krank macht oder anderweitig beeinträchtigt, wäre ein Austausch zu empfehlen.

Fazit

Neue Fenster können einen erheblichen Beitrag zu einem besseren Schallschutz leisten. Wenn Sie bei der Auswahl Ihrer neuen Fenster auch energetische Gesichtspunkte berücksichtigen, können Sie neben der Lärmbelastung in Ihrer Wohnung auch Ihren Energieverbrauch für Wärmeenergie erheblich reduzieren.

Verfasst von hajo